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Runde um Runde: Talk in der Straßenbahn
Worum geht's? TU Dresden, Dresdner Verkehrsbetriebe, Journalismus, Fake News
Hört man seinen Sitznachbarn in Bus oder Bahn zu, sind wirklich gute Gesprächsthemen eher selten. Das hat sich mit einem Kommunikationsprojekt der TU geändert.
Am 15. Januar kam die letzte Etappe des Projektes „Courage: Wissen, Sehen, Handeln!“ der TU Dresden ins Rollen – wortwörtlich. Die Initiative, die Ergebnisse aus dem Bereich der Forschung und Stimmen von sogenannten Alltagsexperten im Gespräch vereinen soll, traf auf positive Resonanz.
Gemeinsam mit den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) und in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Integrationsstudien (ZfI) tauschten sich Dozenten der TUD mit Bürgern der Stadt über ein gemeinsames Zusammenleben aus – und das mal ganz anders, nämlich gemütlich beim Straßenbahnfahren. Kein Gedrängel, kein Lärm. In entspannter Atmosphäre unterhalten sich die Soziologin Ina Krause und eine interessierte Bürgerin über den sich stetig ändernden Arbeitsmarkt. Wie lange bräuchte es, und ist es überhaupt notwendig, sich an neue Konzepte und Technologien zu gewöhnen? Dabei spiele auch der Aspekt der sprachlichen Kompetenz eine entscheidende Rolle. Die Teilnehmerin will weiterhin wissen, wie sie mit den Sprachbarrieren bei Geflüchteten umgehen kann und wie offen unsere Stadt ist, einer Zusammenarbeit überhaupt gegenüberzutreten. „Je besser ich mich ausdrücken kann, desto mehr nimmt der eigene Habitus zu“, erklärt Ina Krause.
Am anderen Ende der Linie 10, die ihren Weg über die Albertbrücke passiert, stellt ein anderer Fahrgast das Leitbild des Projektes in Frage. Man ginge bezüglich der „Spaltung in der Gesellschaft“ fast ausschließlich von Problemen von rechts aus. Es gäbe aber schließlich Auseinandersetzungen mit Menschen jeglicher Gruppierungen. Die Antwort darauf scheint klar zu sein: „Es handelt sich um ein allgemeines gesellschaftliches Miteinander. Darin fließen selbstverständlich alle gesellschaftlichen Gruppen ein“, so Karoline Oehme-Jüngling, wissenschaftliche Koordinatorin des ZfI und Projektleiterin.
Kommunikationswissenschaftlerin Anna-Maria Schielicke geht mit einem guten Gefühl nach Hause. Als Forscherin an der TU Dresden befasst sie sich mit heiklen Themen aus der Medienlandschaft und der Berichterstattung. Wie vertrauenswürdig Journalisten in der Zeit von Fake News und Hate Speech sind, interessiert schließlich so ziemlich jeden. In einem anschließenden Interview erklärt sie, was für sie das Besondere an dem Austausch mit ihren Gesprächspartnern war: „Bürger können eins zu eins Fragen stellen und Antworten bekommen. Die Fragen drehen sich zum einen um die ‚Realität‘ der Massenmedien. Warum dominieren einige Themen, Akteure, Bewertungen und wie kann ich als Rezipient feststellen, was davon wahr ist? Damit verbunden ist die ganz praktische Frage, wie man Fake News erkennt. Der zweite Bereich, der immer wieder gestreift wurde, war der Lügenpresse-Vorwurf.“ Schielicke empfand das Gespräch als sehr lehrreich, auch für die weitere Entwicklung ihrer Forschung. Sie denkt, dass ihre beiden Gesprächspartner daraus etwas mitnehmen können.
Karoline Oehme-Jüngling ist besonders froh, dass neben den angemeldeten Fahrgästen auch spontane Besucher dabei waren, die sowohl während der insgesamt acht Fahrten als auch am DVB-Informationsstand rege mitdiskutiert haben. Ein nächstes Bürgergespräch sei geplant, mit dem Ziel, noch öffentlicher zu werden.
Text und Foto: Regina Joos
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